Nach dem Green Deal der Europäischen Union sind Klimawandel und Umweltzerstörung existenzielle Bedrohungen für Europa und die Welt. Wegen der starken Abhängigkeit der Union von fossilen Brennstoffen ist der Zugang zu erneuerbaren Energien eine strategische Priorität, wofür eine transnationale Zusammenarbeit erforderlich ist. EU-Vorschriften bieten bereits rechtliche Rahmenbedingungen für transeuropäische Stromversorgungsnetze. Die Ausweitung auf benachbarte EU-Länder wäre deshalb von beiderseitigem Nutzen.
Europäische Union-Direktiven sind darauf ausgerichtet, die Energieversorgung zu verbessern und zu optimieren. Finanzielle Garantien können gegeben werden für Projekte, die wie Erdgaspipelines produktive wirtschaftliche Verbindung zwischen Partnern herstellen. Als Beispiel hat das deutsch-russische Erdgasröhrengeschäft starke wirtschaftliche Verknüpfungen geschaffen. In der Zwischenzeit hat dieses „Rohstoffwirtschaft“ einige Begrenzungen aufgezeigt.
Als Gegenbeispiel könnten sich erneuerbare Energien langfristig zu einer viel besseren, integrierten Industriewirtschaft entwickeln. Die Zusammenarbeit mit den nordafrikanischen Staaten würde eine neue Form von Entwicklungspolitik eröffnen, bei der alle Partner gleichberechtigt an einem gemeinsamen Ziel arbeiten, um so eine nachhaltige Energieversorgung mit angemessenen Infrastrukturen zu gewährleisten.
Als Alternative zu einer effektiven Zusammenarbeit wurde diese Politik im Rahmen des Solarplans der Mittelmeerunion präsentiert. Um die Kapazitäten der erneuerbaren Energiequellen der Länder des Mittelmeerraumes zu stärken, setzt der Solarplan der Mittelmeerunion auf lokal integrierte Projekte wie das Sahara Wind Projekt. Durch eine integrierte Europa-Mittelmeer-Vision im Bereich der erneuerbaren Energien hat der Mittelmeer-Solarplan eine neue Dimension der Nachbarschaftspolitik der Europäischen Union geschaffen. Zum Beispiel könnten erneuerbare Energien dieselbe Rolle spielen, wie Stahl und Kohle, die in den Fünfzigerjahren zur Europäischen Union geführt haben.
Ursprünglich hat das MEDA/EUROMED Programm der Europäischen Union die vorhandene 700MW Stromverbindung zwischen Spanien und Marokko durch Unterwasserkabel mitfinanziert. Diese durch bilaterale Abkommen betriebene Vernetzung wurde bereits auf 1400MW verdoppelt. Außer der Verbindung mit dem benachbarten Portugal ist eine Erweiterung mit Spanien auch vorgesehen. Dadurch könnte Windstrom aus der Sahara exportiert werden unter der Voraussetzung einer Verstärkung des marokkanischen Netzes. Ohne der vorgesehenen HGÜ Leitung des Sahara Wind Projektes sind Stromverluste durch vorhandene Wechselstrom Leitungen zu hoch. Daher können sie den steigenden Strombedarf Nordafrikas nur unzureichend decken.